Überreichung der Josef Krainer Preise 2002
Würdigung außergewöhnlicher Leistungen auf verschiedensten Gebieten
Graz.- Die Initiatoren der Selbsthilfegruppe für Schädel-Hirn-Verletzte, die STS-Musiker, bedeutende Rechts- und Geisteswissenschafter sowie Techniker standen heute im Mittelpunkt eines großen Festaktes im Weißen Saal der Grazer Burg. Sie erhielten die „Josef-Krainer-Preise 2002“ von Landeshauptmann Waltraud Klasnic, ihrem Vorgänger Dr. Josef Krainer und von Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer, dem Obmann des Josef Krainer Gedächtniswerkes.
Träger der Großen Josef-Krainer-Preise sind heuer Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Mantl, einer der prominentesten Rechts- und Staatswissenschafter des Landes, die Selbsthilfegruppe für Schädel-Hirn-Verletzte und die Musiker von STS, die dem oststeirischen Fürstenfeld zu Weltruhm verhalfen. Den Großen Josef-Krainer-Preis, der wie der Förderungs- und Würdigungspreis seit 1993 vergeben wird, hatten bisher unter anderem Südtirols Altlandeshauptmann Dr. Silvio Magnago, der Dirigent Nikolaus Harnoncourt sowie der Theater- und Filmschauspieler Klaus-Maria Brandauer erhalten.
Wie Prof. Schöpfer in seiner Begrüßung unterstrich, besteht das Ziel dieser vom „Josef Krainer – Steirisches Gedächtniswerk“ vergebenen Preise darin, „den schöpferischen Geist in unserem Bundesland zu pflegen und fortzusetzen“. „Dank und Erinnerung“, hob LH Klasnic in ihrer Gratulationsworten hervor, „stehen im Mittelpunkt der heutigen Feierstunde; Dank für große Leistungen, die Erinnerung an das Wirken des großen steirischen Landeshauptmannes Ökonomierat Josef Krainer“. Er hatte vor rund 30 Jahren die Probleme des Grenzlandes erkannt und ein Förderungsprogramm initiiert. „Heute müssen wir der Abwanderung aus der Obersteiermark entgegenwirken“, so LH Klasnic und verwies auf die im Vorjahr begonnene Aktion „Kind(er)leben“.
Die Preisgelder werden heuer zum letzten Mal in Schilling ausbezahlt. Der Förderungs- und Würdigungspreis sowie der Große Josef Krainer Preis sind mit 25.000,--, 50.000,-- sowie 75.000 Schilling dotiert.
FÖRDERUNGSPREISE 2002:
Mag. Dr. Katharina Hiti: Nach der im Jahr 1992 mit „Auszeichnung“ abgelegten Matura absolvierte Mag. Dr. Hiti von 1992 bis 1996 das Diplomstudium der Rechtwissenschaften. Das Doktorat erwarb sie im Jänner 2001 mit Auszeichnung. Das Thema ihrer Dissertation lautete „Geschäftsverweigerung durch Immaterialgüterrechtsinhaber im österreichischen und europäischen Wettbewerbsrecht“. Ihre Untersuchung „Essential Facilities“ förderte im Vorjahr die Wirtschaftskammer.
Mag. Dr. Ellen Löffler wurde am 6. Dezember 1972 in Graz geboren. Nach der mit Auszeichnung bestandenen Matura studierte sie von 1992 bis 1998 an der Karl-Franzes-Universität Deutsche Philologie und Mediavistik. Nach der Diplomprüfung folgte das Doktorat. Ihre Dissertationsthema war: „Weiblichkeitsentwürfe in Leben und Werk der Wiener Autorin Alma Johann Koenig. Frauen- und Selbstbildnis einer leidenschaftlichen Intellektuellen“. Derzeit bereitet Ellen Löffler die Publikation ihrer Dissertation vor und arbeitet an einer Veröffentlichung eines Märchenbuches für Kinder.
Mag. Dr. Peter Schwarzenegger: Der im Jahr 1969 in Graz geborene Jurist verfasste nach dem Diplomstudium eine Dissertation in Rechtswissenschaften zum Thema „Staatshaftung - Gemeinschaftsrechtliche Vorgaben und Auswirkungen auf das österreichische Recht“. Seit 1993 ist er als Assistent am Institut für Bürgerliches Recht an der Universität Graz und mit Internationalem Privatrecht, Privatrechtsvergleichung und Einheitsprivatrecht befasst. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit arbeitet er an der Organisations- und Studienreform der Fakultät mit.
Dipl.-Ing.Dr. Gerhard Steiner wurde am 17. Dezember 1970 in Zeltweg geboren. Er besuchte das Bundesgymnasium in Judenburg und die Höhere Technische Bundesanstalt für Maschinenbau in Zeltweg. Das Studium der Verfahrenstechnik-Anlagetechnik an der Technischen Universität Graz schloss Gerhard Steiner 2001 mit Auszeichnung ab. Das Dissertationsthema lautete „Heizwert und stöchiometrischer Sauerstoffbedarf der Flüchtigen aus einem Brennstoffpartikel. Seit 1997 ist er als Universitätsassistent an der TU Graz am Institut für Apparatebau, Mechanische Verfahrenstechnik und Feuerungstechnik tätig, wird er ab April 2002 als Forschungstechnologe bei DSM – Fine Chemicals Austria/Linz arbeiten. Dr. Steiners wissenschaftliche Laufbahn führte ihn unter anderem nach Pisa und Brockville (Canada).
Dipl.-Ing. Dr. Andreas Wieser geb. am 17. März 1969 in Lienz/Osttirol. Nach dem Studium der Klarinette am Konservatorium der Stadt Wien und der Diplomprüfung war er von 1993 bis 1998 Mitglied des Contentus Musicus Wien unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt. Von 1989 bis 1995 studierte Andreas Wieser Vermessungswesen. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums und des Doktorats ist er seit 1998 als Universitätsassistent an der TU Graz beschäftigt und widmet sich zur Zeit sowohl der Lehre als auch der Forschung im Bereich Angewandte Geodäsie.
WÜRDIGUNGSPREISE 2002:
ao. Univ.- Prof. Mag. Dr. Franz Krieger geboren 1963 in Wagna bei Leibnitz und erhielt bereits mit sechs Jahren Unterricht am Klavier, Gitarre und Akkordeon. 1975 war er der jüngste Organist der Steiermark. Nach der Matura 1981 studierte Franz Krieger in Graz Musikwissenschaften und an der Karl-Franzens- Universität (Geschichte und Sozialkunde). Nach der Sponsion 1987 zum Magister artium erfolgte im Jahr 1995 die Promotion zum Doktor der Philosophie. Seit 1987 betreibt er Studien aus Klavier, Jazztheorie und Musikwissenschaft. Von 1983 bis 1990 unterrichtete er an der Erherzog-Johann- Musikschule in Wies und ist seit 2000 außerordentlicher Professor am Institut für Jazzforschung der Kunstuniversität Graz sowie stellvertretender Institutsvorstand. Durch seinen besonderen musikwissenschaftlichen Zugang zum Jazz – er ist Fachmann für musikalische Analyse und als versierter Pianist hat Franz Krieger einzigartige fachliche Leistungen erbracht. Die Besonderheit seiner Forschungstätigkeit liegt vor allem darin, dass er sich an Themen höchster Schwierigkeit und Komplexität wagt, die – international gesehen, für die meisten Fachkollegen kaum durchführbar wären. Folglich ist Franz Krieger ein international gefragter Referent. Neben seiner Forschungs- und Vortragstätigkeit ist er Herausgeber des wissenschaftlichen Jazzbuches „Jazzforschung/Jazz Research“.
ao. Univ.-Prof. Dr. Martin Winter: Er wurde 19654 in Osnabrück geboren. Seine „Alma Mater“ ist die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster. Von 1993 – 1995 absolvierte der Chemiker sein Doktorratsstudium an der TU Graz mit der Dissertation „Filmbildung auf Lithium/Kohlenstoff-Intercalationsanoden“. Im April 1999 habilitierte sich Dr. Winter im Fach Chemische Technologie mit einer Arbeit zum Thema „Neue Materialien und Strategien für wiederaufladbare Lithiumbatterien“. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Chemischen Technologie, der Anorganischen- und Elektrochemie.
GROSSER PREIS 2002:
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Mantl: Der 1939 geborene Wiener absolvierte nach seiner Promotion im Jahr 1961 unter anderem Studienaufenthalte in Cambridge, Den Haag und Grenoble. Zu Prof. Mantls Lehrern gehörten Gustav E. Kafka und Ludwig K. Adamovich, derzeit Präsident des Verfassungsgerichtshofes. In Graz lehrt er seit 1965, im Jahr 1974 erfolgte seine Habilitation aus Allgemeiner Staatslehre, Politikwissenschaften und Österreichischem Verfassungsrecht. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Schul- und Universitätsrecht, der Europäischen Integration, der Demokratietheorie, der Parteilehre und vielem mehr. Prof. Mantl war 1982 an der Schaffung des Landesrechnungshofes beteiligt. Dies gilt ebenso für die Einführung der Volksrechte und der Kontollinitiative in der Landesverfassung. Er lehrte außerdem an den Universitäten Leiden (Holland) und Lemberg. Prof. Mantl gehörte dem Österreichischen Rat für Wissenschaft und Forschung an und war bis zum Vorjahr Obmann des Vereins „Josef Krainer – Steirisches Gedenkwerk, ist beim Europäischen Forum Alpbach aktiv und seit dem Vorjahr Mit-Herausgeber des „Steirischen Jahrbuchs für Politik“ Prof. Mantl ist Träger hoher wissenschaftlicher Auszeichnungen und erhielt unter anderem den Johann Nestroy- und Leopold Kunschak-Förderungspreis.
Selbsthilfegruppe für Schädel-Hirn-Verletzte: Gegründet wurde diese Gruppe von Kunibert Geiger. Er erkrankte 1996 im Alter von 36 Jahren nach einem Stammhirninfarkt, war völlig bewegungsunfähig, sein Geist allerdings hellwach war. Kunibert Geiger und seine Gattin Rosemarie verfassten das Buch „DAS LEBEN NEU LERNEN- Wie mein Körper Flügel bekam“. Sie gehörten zu den Gründern dieser Selbsthilfegruppe. Inzwischen gibt es zehn Pflegebetten für diese Patienten im Landessonderkrankenhaus Graz. Der Selbsthilfegruppe gehören auch Dr. Dieter Cwienk und seine Gattin an. Es erfolgte die Umwandlung zu einem Verein, dem derzeit 135 Mitglieder angehören. Bis 2005 sollen landesweit 30 Frührehabilitationsbetten geschaffen werden. Jährlich erkranken landesweit 1300 Frauen und Männer an Schädelhirn-Verletzungen. Im März 2002 wurde der Entschluss gefasst, eine Österreichische Gesellschaft zu gründen.
STS: Die Gründung der Band STS ( Helmut SCHIFFKOWITZ, Günter TIMISCHL und Gerd STEINBÄCKER) erfolgte im Jahr 1975. Das erste gemeinsame Konzert fand unter dem Programmtitel „Lieder“ bei den Minoriten in Graz statt. Von 1976-1978 gingen sie getrennte künstlerische Wege. Deshalb gilt das Jahr 1978 als eigentliche Geburtsstunde von STS. 1984 erscheint die LP „Überdosis G´fühl“ mit dem großen Hit „Fürstenfeld“ auf dem Markt. Diese Nummer wurde nur durch Zufall aufgenommen, nachdem die Produzenten den Musikern bekanntgegeben hatten, es sei noch Platz für ein Musikstück. Schiffkowitz erinnerte sich an das ursprünglich unter dem Titel „With a little help“ komponierte Stück, das er 1982 neu instrumentierte und mit einem deutschen Text versah. Im Juli 1984 erschien „Fürstenfeld“ als Single. Damit begann der Welterfolg der drei steirischen Musiker.
Graz, am 22. März 2002