Josef Krainer Heimatpreise 2003
Den schöpferischen Geist in unserem Bundesland pflegen und fortsetzen
Graz- Prominente Unternehmer, Wissenschafter, Ärzte, Musiker und eine Gedächtnissport-Weltmeisterin wurden heute im Weißen Saal der Grazer Burg von Landeshauptmann Waltraud Klasnic mit dem Josef Krainer Heimatpreis ausgezeichnet. Ziel dieser vom „Josef Krainer - Steirischen Gedenkwerk“ vergebenen Preise ist es, „den schöpferischen Geist in unserem Bundesland zu pflegen und fortzusetzen“, sagte LH Waltraud Klasnic in ihren Gratulationsworten. Am 28. November 1971 war Landeshauptmann Josef Krainer an den Folgen einer Herzattacke verstorben, die er beim Jagen am ersten Adventsonntag des Jahres 1971 in Allerheiligen bei Wildon erlitten hatte.
Preisträger der Josef Krainer Heimatpreise 2003:
Konsul Kommerzialrat Ing. Herbert Depisch: Er wurde am 5. November 1921 in Ilz/Steiermark geboren. Nach dem Krieg baute Herbert Depisch die Firma DCM DECOmetal auf, die 2003 vom Wirtschaftsblatt zum besten steirischen Familienunternehmen gewählt wurde. Im Unternehmen sind Mitarbeiter aus zwölf verschiedenen Nationen beschäftigt. Die Geschäftsverbindungen umfassen Australien, Südafrika, die Ukraine, Russland, China, Kanada, Amerika und den Nahen Osten. DCM zählt zu den Top Unternehmungen in Österreich.
1981 wurde Herbert Depisch zum Honorarkonsul der Republik Südafrika ernannt. Er hat diese Stellung bis heute inne und ist Doyen des konsularischen Korps in der Steiermark. Auf Grund seiner Aktivitäten für die Steiermark wurde er innerhalb der letzten Jahrzehnte mehrfach ausgezeichnet (1986 Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark, Verleihung des Berufstitels Kommerzialrat, 1996 Ehrenbürgerschaft der Stadt Fürstenfeld, 2001 Julius Raab Medaille und das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark mit Stern). Herbert Depisch engagiert sich auch für krebskranke Kinder und gründete einen eigenen Fonds für die Kinderkrebshilfe.
NRAbg. a.D. Prof. DDr. Rupert Gmoser wurde 1931 in Graz geboren. Von 1949 bis 1954 studierte er Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Graz und trat 1955 seinen Dienst als Referent der Volkswirtschaftlichen Abteilung der steirischen Arbeiterkammer an. Von 1958 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1994 war er Leiter der Otto-Möbes-Volkswirtschaftsschule der steirischen Arbeiterkammer. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit lag in der Ausbildung von steirischen Betriebsräten und Gewerkschaftsfunktionären. Gmoser knüpfte auch Kontakte mit den damals noch kommunistisch beherrschten Nachbarstaaten. Gewerkschaftsvertreter aus Jugoslawien, Ungarn, Polen, Tschechoslowakei und der Sowjetunion wurden zu Gesprächen in die Otto-Möbes-Schule eingeladen.
Ein besonderes Anliegen von Rupert Gmoser war die Zusammenarbeit mit Repräsentanten der Universität, damit die Gewerkschafter die Arbeitsmethoden und Forschungsresultate insbesondere der Sozialwissenschaften kennenlernen. Neben seinen Aktivitäten in der Bildungsarbeit war Rupert Gmoser auch in politischen Funktionen tätig. Von Jänner 1978 bis Mai 1979 war er Bundesrat und von Juni 1979 bis April 1994 Abgeordneter zum Nationalrat. Seine politischen Aktivitäten wurden von zwei Grundsätzen getragen: „Steiermark zuerst“ sowie „Nicht gegeneinander, sondern miteinander“.
Prof. Dr. Erika Horn wurde am 7. August 1918 in Klagenfurt geboren. Nach dem Besuch der Lehrerinnenbildungsanstalt in Graz begann Erika Horn 1937 an der Karl-Franzens-Universität Graz das Studium der Geschichte und Philosophie, das sie 1940 mit der Promotion abschloss. Mit dem Buch „Du sollst ein Segen sein“, welches 1964 erschien, setzte sie sich erstmals auch wissenschaftlich mit dem Altwerden auseinander. Ab 1964 wirkte Erika Horn im Katholischen Bildungswerk, ab 1967 auch im Familienreferat der Diözese. Mitten in einer schweren Lebenskrise fand sie zwei neue Aufgabenbereiche: eine Lehrtätigkeit an der 1975 neu gegründeten Fachschule für Altendienste und Familienhilfe der Caritas und eine freie pädagogische Mitarbeit im Leistungsteam des Bildungshauses Mariatrost in Graz. Anfang der 80er-Jahre initiierte Erika Horn die Christlich-Jüdischen Bibelwochen und leistete einen großen Beitrag zum christlich-jüdischen Dialog.
Erika Horn ist ihr Leben lang Volks- und Erwachsenenbildnerin geblieben. Sie betreut vor allem Bereiche, die ansonsten zu wenig Beachtung finden: Frauen- und Seniorenbildung, Kranken- und Familienhilfe. Sie ist Initiatorin, Fachreferentin und hochgeschätzte Grand Dame zahlreicher humanitärer, christlicher und sozialer Einrichtungen, darunter auch der Hospiz-Bewegung. 1991 wurde Erika Horn vom Bundespräsidenten in Anerkennung ihrer herausragenden Leistungen der Berufstitel „Professorin“ verliehen. Im Jahre 1999 würdigte die Karl-Franzens-Universität Graz ihr Lebenswerk mit dem Paul-Petry Sonderpreis. Außerdem erhielt sie das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark und wurde für ihre Pionierleistungen auf dem Gebiet der Gerontologie zur Bürgerin der Stadt Graz ernannt.
Em. o.Univ.-Prof. Dr. Ronald Kurz wurde am 2. April 1935 in Reutte, Tirol, geboren. Anfang 1965 wurde Ronald Kurz Facharzt für Kinderheilkunde an der Kinderklinik Innsbruck: Sein Arbeitsschwerpunkt waren die Blut- und Krebserkrankungen im Kindesalter mit Aufbau einer eigenen Arbeitsgruppe und Leitung einer Spezialambulanz für blut- und krebskranke Kinder. Ronald Kurz begann seine Forschungsarbeiten zur Pathogenese und Verhütung des plötzlichen Säuglingstodes, gemeinsam mit dem Physiologischen Institut der Universität Graz.
Von 1995 bis 2003 war Kurz Leiter der klinischen Abteilung für Allgemeine Pädiatrie an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde. Seine persönlichen Forschungsschwerpunkte lagen in der Atemregulation und Vorbeugung des plötzlichen Säuglingstodes mit verstärkter interdisziplinärer Zusammenarbeit verschiedener Professoren anderer Institute und Zusammenarbeit mit der Europäischen Gesellschaft ESPID. Unter Ronald Kurz kam es zur Entwicklung eines Europäischen Kompetenzzentrums und internationaler Projekte zur Vorbeugung des plötzlichen Säuglingstodes. So konnte der plötzliche Säuglingstod in der Steiermark um mehr als 90 Prozent verringert werden.
Dompfarrer Prälat Gottfried Lafer wurde am 3. November 1932 in Edelsbach bei Feldbach geboren. In der Zeit von 1953 bis 1958 studierte er an der Theologischen Fakultät der Universität Graz Theologie. Bereits 1957 wurde er zum Priester geweiht. Ab dem Jahr 1958 war Gottfried Lafer als Kaplan in Gamlitz, von 1960 bis 1966 in Judenburg, St. Nikolaus, tätig. 1966 kam er als Domvikar nach Graz und wurde mit 1. Juni 1968 nach seiner Berufung ins Domkapitel Dompfarrer.
Gottfried Lafer zeichnet sich durch seine zahlreichen Aktivitäten, vor allem für sein unermüdliches Schaffen für den Grazer Dom aus. In den Jahren 1970 bis 1973 engagierte er sich in der Gestaltung des Platzes um den Grazer Dom, 1978 folgte die Innenrestaurierung des Domes und der Neubau der Orgel. Im September 1983 war er verantwortlich für die Liturgie beim Papstbesuch in Wien sowie in Mariazell, 1988 mitverantwortlich für die Liturgie beim Papstbesuch in Gurk.
Auch in den 90er-Jahren führte Gottfried Lafer seine Aktivitäten fort. So kam es zwischen 1991 und 1993 zur Restaurierung des Priesterseminars in der Bürgergasse 2 und bis 1996 zur Restaurierung und Sanierung der Leechkirche. Diese stellt die älteste Kirche von Graz dar und ist jetzt Universitätskirche. In den Jahren 1999 bis 2000 kam es unter Lafer zur Außenrestaurierung des Domes sowie zwischen 1999 und 2003 zur Restaurierung des Landplagenbildes. Im Jahr 2002 kam es zur Rückführung des Tafelbildes von Konrad Laib. 2003 konnte auch die Restaurierung des Mausoleums abgeschlossen werden.
Christian und Wolfgang Muthspiel: 1983 fand mit einem Konzert in der Scheune eines österreichischen Bauernhofes das erste Konzert des Brüderpaares Wolfgang (geboren 1965) und Christian (geboren 1962) Muthspiel, statt. Wolfgang war damals 17 und Christian 19 Jahre alt. Musik war im Elternhaus das Thema Nummer Eins.
Da Wolfgang Ende 1986 nach Boston und später nach New York übersiedelte, wich die bislang kontinuierliche Duo-Arbeit einer blockartigen Form, die immer mehr konzentrierte, gemeinsame Projekte, abgelöst durch getrennte Aktivitäten der beiden Musiker, hervorbrachte. So wurde 1987 die Duo-CD „focus it“ produziert und 1989 das Folgealbum „TRE“ live im Zuge einer Tournee für amadeo/Universal eingespielt. 1989 folgte Wolfgangs erste CD-Produktion „Timezones“ als Bandleader mit dem Wolfgang Muthspiel Trio. Diese Produktion legte den Grundstein für eine weltweit beachtete Karriere als Jazzgitarrist. Es folgten fünf weitere CDs unter Wolfgangs Namen für Universal Music bis 1996. 1997 wurde Wolfgang österreichischer „Musiker des Jahres“ und seit 2000 ist er mit seinem jüngsten eigenen Projekt „Daily Mirror“ gemeinsam mit der norwegischen Sängerin Rebekka Bakken auf Tournee und im Studio. Im selben Jahr gründet er sein eigens Plattenlabel „material records“.
Während Wolfgang als Jazzgitarrist auf den großen Festivals von Tokio bis Paris vertreten war, wendete sich Christian in dieser Zeit immer mehr der zeitgenössischen Komposition und dem Dirigieren zu. Nach einigen Arbeiten im Bereich der Kammermusik folgten Aufträge für verschiedene Ensembles und Orchester, Theaterhäuser und Festivals zeitgenössischer Musik. Christians großbesetztes Jazzensemble „Motley Mothertongue“ vereint seit 1996 einige langjährige Weggefährten aus verschiedensten Projekten zu einem neuen, grenzüberschreitenden Klangkörper mit Klassik- und Jazzstimmen.
Während dieser zahlreichen getrennten Aktivitäten der beiden Brüder stand das Duo Wolfgang & Christian Muthspiel jedoch keinesfalls still: Neben permanenter Konzerttätigkeit in Europa und den USA sind einige spezielle Projekte Höhepunkte der gemeinsamen Arbeit. 2000 wurde das neueste Programm „echoes of techno“ auf einer ausgedehnten Tournee in den USA, Österreich, Deutschland und der Schweiz präsentiert, live mitgeschnitten und 2001 als CD bei „material records“ veröffentlicht. 2001/02 folgten Auftritte in Österreich, der Schweiz, Mazedonien, Polen, China, Senegal und Marokko (u.a. Festivals in Hongkong, Rabat, Skopje und Warschau) mit „echoes of techno“ und eine Österreich-Tournee.
Astrid Plessl wurde am 4. Jänner 1984 als zweite von drei Töchtern von Manfred und Monika Plessl in Leoben geboren. Seit Oktober 2002 studiert Astrid Plessl Medizin an der Universität Wien.
Auf den Gedächtnissport wurde Astrid Plessl erstmals im Frühjahr 2000 aufmerksam. Im Gedächtnissport geht es darum, sich in den verschiedenen Übungen in möglichst kurzer Zeit möglichst viel zu merken. Eine Leistung, die nur zu schaffen ist, wenn das Gehirn dementsprechend trainiert ist. Die Disziplinen reichen von Ziffern-, Namens-, Gesichter-, Spielkarten- , Text- und Begriffsprint über Zahlen- und Ziffernmarathon, Binärzahlen, und Historische Daten bis hin zu Bilderblitzen. Im Herbst 2000 begann sich Astrid Plessl intensiver mit dem Gedächtnissport zu beschäftigen und nahm im November des selben Jahres an den Steirischen und Österreichischen Gedächtnismeisterschaften teil, die sie auch beide gewann. In den folgenden Jahren konnte sie weitere internationale Erfolge verbuchen. Sie wurde bei der Weltmeisterschaft im August 2001 in London Zweite. Die Erfolgsstrecke setzte sich auch im Jahr 2002 fort: Bei der Weltmeisterschaft in London belegte sie bei den Frauen den ersten Platz. Als erste Frau konnte sie die 5.000 Punkte-Grenze überschreiten, was vor ihr erst fünf Männer geschafft hatten. Im heurigen Jahr wurde Astrid Plessl bei der Weltmeisterschaft in Kuala Lumpur, der sich 43 Teilnehmer aus 20 Ländern stellten, bei den Frauen Weltmeisterin (Gesamt Zweite).
Prof. Dr. Anton Scherer wurde am 19. Juli 1922 als Ältester von acht Geschwistern in Obrovac in der jugoslawischen Batschka geboren. Ohne Pass kam er nach Wien und studierte dort ein Semester lang (1942/43). Dann wurde ihm, dem „Volksdeutschen“ die Studiengenehmigung aus politischen Gründen entzogen. Er ging aber nach Berlin und bestand als „Ausländer“ am dortigen „Deutschen Institut für Ausländer“ an der Universität Berlin zum zweiten Mal die Reifeprüfung. In einem breit angelegtem Studium der Germanistik, Slawistik, Geschichte, Geographie, Volkskunde, Philosophie sowie Zeitungswissenschaften erwarb sich Anton Scherer ein fächerübergreifendes Wissen. Die nächsten Studienorte waren nach Berlin, Wien, Innsbruck und Graz. Seine Dissertation schrieb er im Massenquartier eines Flüchtlingslagers.
Scherer hatte bereits im Alter von 26 Jahren einen Lehrauftrag an der Universität Graz, den er 40 Jahre lang innehatte (Vorlesungszyklen über die Geschichte der österreichisch-südosteuropäischen Kultur- und Wirtschaftsbeziehungen sowie Landes- und Kulturkunde Südosteuropas). Anton Scherer machte es sich zur Lebensaufgabe, das altösterreichische Kulturgut zu erfassen und darzustellen. Seit 1952 erfasste er an österreichischen, deutschen und südosteuropäischen Bibliotheken bisher weit über 30.000 Titel über die altösterreichische Volksgruppe der Donauschwaben. Sein Lebenswerk umfasst über 1.000 Aufsätze, Berichte und Rezensionen, aufgelistet in einer eigenen Schrift auf 96 Druckseiten. Außerdem veröffentlichte er mehr als 30 Bücher und Broschüren. Kompromisslos kämpfte er für die Meinungsfreiheit und gegen die Zensur an.
w.Hofrat i.R. Dr. Oskar Stipperger wurde am 22. September 1913 in Graz geboren. Im März 1936 promovierte er zum Doktor der Rechts- und Staatswissenschaften. Bis Juli 1938 war er bei verschiedenen Postämtern im Fachdienst beschäftigt. Er trat 1938 in den steirischen Landesdienst ein und musste 1941 in den Krieg einrücken. Erst 1948 wurde er als Vertragsbediensteter wieder aufgenommen und im Jahr 1960 in das Büro des Landeshauptmannes berufen und als 1. Sekretär mit der Leitung des Büros betraut. Drei Jahre später wechselte er in die Landesamtsdirektion. Zu seinem Referat gehörte u.a. die Behandlung von Anträgen für Bundes- und Landesauszeichnungen sowie die Administration des Landesforschungspreises. Die Protokoll-Angelegenheiten behielt er ebenfalls bei. Bei den diversen Botschafterbesuchen war es seine Aufgabe, das Besuchsprogramm zu erstellen und die Besucher auf ihren Reisen durch die Steiermark zu begleiten. Während seiner Amtszeit wurden hochrangige internationale Gäste empfangen (z.B. Nikita Chruschtschow, Marschall Tito, Königin Elisabeth II).
Lange Jahre war Oskar Stippperger als Geschäftsführer des „Josef-Krainer - Steirischen Gedenkwerkes“ tätig. Im Laufe der Jahrzehnte wurden ihm zahlreiche in- und ausländische Orden verliehen (z.B. Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark, Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, Orden der Jugoslawischen Fahne mit Goldstern am Halsband, Commander des Britischen Empire-Ordens).
Graz, am 5. Dezember 2003
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