„Fragen Sie, was Sie für Ihr Land tun können“
Höchste Landesauszeichnungen in der Grazer Burg verliehen
Graz.- Überaus verdiente Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Wissenschaft und Bildung standen nach Einladung von Landeshauptmann Mag. Franz Voves gestern im Mittelpunkt eines Festaktes im Weißen Saal der Grazer Burg: Kommerzialrat i. R. Hans Roth, der frühere Raiffeisen- Generaldirektor Dr. Georg Doppelhofer sowie Professor Dr. Alfred Kolleritsch sind Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens des Landes Steiermark mit dem Stern. Univ.-Prof. Dr. Siegfried Bauer und der Maler Professor Hannes Schwarz wurden mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen des Landes Steiermark ausgezeichnet.
Die überaus beeindruckenden Leistungen der Geehrten erinnerten Kommerzialrat Roth bei seinen Dankensworten an US-Präsident John f. Kennedys Inaugurationsrede vom 20. Jänner 1961: „Fragen Sie nicht, was Ihr Land für Sie tun kann. Fragen Sie, was Sie für Ihr Land tun können“.
Zu Beginn der Feierstunde betonte Landeshauptmann Mag. Franz Voves, dass „diese Feierstunde für Menschen bestimmt ist, die in überzeugender Weise für unser Land gewirkt und gearbeitet haben“. Der Landeschef sprach nicht nur den Geehrten Dank und Anerkennung im Namen des Landes aus. Diese Würdigung gebührte „auch den Familien, Ehepartnern, Kindern, Freunden und nicht zuletzt den Mitarbeitern; all´ jenen, die die Ausgezeichneten auf Ihrem Weg begleiteten. Denn Leistung und Erfolg sind ja für uns alle ohne den Rückhalt der Gemeinschaft und ohne die Unterstützung jener, die uns begleiten, selten möglich.“
Als Ehrengäste begrüßte LH Voves unter anderem die Landtagspräsidenten Siegfried Schrittwieser und Walburga Beutl, Landesrat Mag. Helmut Hirt, Landshauptmann a.D. Dr. Josef Krainer, den langjährigen Landtagspräsidenten Franz Wegart.
Die Feierstunde wurde musikalisch umrahmt vom Grazer Bläserquintett.
Univ.-Prof. Dr. Siegfried Bauer, geboren am 13. September 1930 in Klagenfurt. Er war Mit-Entwickler der europäischen Sonde, die vom amerikanischen Raumschiff „Cassini“ in das äußere Sonnen-System zum Saturn gebracht wurde. Die Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Raumfahrt-Behörde ESA und der amerikanischen NASA ist auf besondere Weise Professor Bauer zu verdanken. 1985 war Österreich noch nicht einmal Mitglied der ESA. Seine Tätigkeit in Amerika begann der Wissenschaftler beim Militär. Dort befasste er sich fünf Jahre lang mit dem Wetter-Radar und der Ausbreitung von Radio-Wellen, ehe er im Jahr 1961 zum neu gegründeten Forschungs-Zentrum der NASA nach Goddard wechselte und bis zum Vize-Direktor für Weltraum-Wissenschaften aufstieg. Einer seiner wissenschaftlichen Forschungs-Schwerpunkte war die Erforschung der Iono-Sphäre. Nach zahlreichen positiv verlaufenen Arbeiten und Missionen kam Professor Siegfried Bauer nach Österreich zurück und trat als Nachfolger seines Lehrers im Jahr 1981 das Amt als Ordinarius für Meteorologie und Geo-Physik an der Universität Graz an.
Professor Hannes Schwarz, geboren am am 27. April 1926 in Weiz. Mit 13 Jahren kam er nach Sonthofen, die südlichste Stadt Deutschlands, in die neu errichtete „Ordensburg“ der NSDAP. So sehr er auch an den Folgen der gelehrten Ideologie litt, die künstlerische Förderung kam ihm zugute. 1945 nach Österreich zurückgekehrt, ließ er sich zum Volksschul-Lehrer ausbilden, um für seine künstlerischen Ambitionen finanziell unabhängig zu sein. Diese erstreckten sich zum Teil auf die Musik, vor allem aber auf die Malerei. Es war dies die Zeit, in der Professor Schwarz sich mit den Lehren bedeutender Philosophen auseinanderzusetzen begann und durch den Besuch der Biennale von Venedig die ersten Kontakte zur internationalen, modernen Kunst knüpfte. 1950 wurde er Mitglied der Grazer Kunst-Vereinigung „Sezession“, drei Jahre später Gründungs-Mitglied der „Jungen Gruppe Graz“ und im Jahr 1959 schließlich Mitbegründer des legendären „Forum Stadtpark“, einer Interessens- und Aktionsgemeinschaft von Künstlern, Wissenschaftlern und Kulturschaffenden. Hannes Schwarz ist einer der großen steirischen Maler. Seine Werke sind geprägt von der Lehre der Jugend, mit der er sich intensiv auseinandersetzt.
Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern:
Generaldirektor a.D. Kommerzialrat Dr. Georg Doppelhofer, geboren am 12. März 1945 in Schwöbing bei Krieglach. Nach der Promotion arbeitete er als EDV-Spezialist und Erwachsenen-Bildner am WIFI Steiermark, wo er sich sehr schnell einen bedeutenden Namen machte. Als Kurs-Leiter hat er den damals zuständigen Landesrat davon überzeugt, die auf 14 Standorte verteilte WIFI gemeinsam mit der Wirtschaftskammer in einem Neubau zu vereinen und war damit federführend beteiligt an der Errichtung des Komplexes in der Grazer Grabenstraße vor genau 30 Jahren. 1980 hatte er die Raiffeisenlandesbank mit einer Bilanz-Summe von 120 Millionen Schilling übernommen, vor einem halben Jahr konnte General-Direktor Doppelhofer die Landesbank mit sechs Milliarden Euro an seinen Nachfolger übergeben. Mit den Umsätzen der einzelnen Raiffeisen-Institute sowie dem Tochter-Unternehmen Hypobank Steiermark bilanziert „die Raika“, wie sie im Volksmund noch immer genannt wird, mehr als 22 Milliarden Euro und zählt zu den eigenkapitalstärksten Banken Österreichs. Er war bis vor drei Wochen 15 Jahre lang Obmann der Sektion „Bank und Versicherung“ der Wirtschaftskammer Steiermark. Von 1980 bis Ende 2005 erster Vize-Präsident der „Raiffeisen Zentralbank Österreich AG“ sowie Mitglied des Aufsichtsrates der Kontroll-Bank.
Professor Dr. Alfred Kolleritsch: geboren am 16. Februar 1931 in Brunnsee bei Mureck. „Ein guter Roman erzählt die Wahrheit über den Helden, ein schlechter Roman erzählt die Wahrheit über den Autor.“ Ginge es nach diesem Zitat des englischen Schriftstellers Chesterton, wüssten wir sehr wenig vom steirischen Künstler Dr. Alfred Kolleritsch. So etwa in seinem 1989 erschienenen Roman „Allemann“, in dem die Haupt-Figur im Zuge eines Begräbnisses eines hohen SS-Funktionärs mit seinen dunklen Erinnerungen konfrontiert wird. Alfred Kolleritsch studierte nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums Geschichte, Germanistik und Philosophie an der Karl-Franzens-Universität Graz. Mit dem Thema „Eigentlichkeit und Uneigentlichkeit in der Philosophie Martin Heideggers“ promovierte er im Jahr 1964 zum Dr. der Philosophie. Bereits neun Jahre zuvor legte Kolleritsch die Lehramts-Prüfung für Geschichte und Philosophie ab und war in weiterer Folge als Gymnasial-Lehrer in Leibnitz und Graz tätig. Bekanntheit über die steirischen Grenzen hinaus erwarb sich der Schriftsteller als Mitbegründer der Grazer Künstler-Vereinigung „Forum Stadtpark“, dessen Vorsitzender er von 1968 bis 1995 war. Im gesamten deutschen Sprach-Raum ist der Name Kolleritsch untrennbar mit der Herausgabe der Literatur-Zeitschrift „manuskripte“ verbunden, einem angesehenen Medium für Literatur und bildende Kunst. Zahlreiche bedeutende Autoren, wie etwa Wolfgang Bauer, Barbara Frischmuth oder Peter Handke wirkten und wirken an dieser Zeitschrift mit: Das unter der Leitung von Alfred Kolleritsch stehende „manuskripte-Archiv“ im Grazer Palais Attems enthält mittlerweile ein halbes Jahrhundert deutschsprachiger Literatur-Geschichte.
Bundeskammerrat a.D. Kommerzialrat Hans Roth, geboren am 6. Mai 1916 in Obergnas. Seinen Ursprung nahm das heutige Roth´sche Firmen-Imperium im Jahr 1945 am Gnaser Hauptplatz. Der Sohn eines Landwirtes und langjährigen Abgeordneten zum österreichischen Nationalrat eröffnete nach schrecklichen Kriegs-Erlebnissen gemeinsam mit seiner Gattin eine Gemischt-Waren-Handlung. Die geschäftlichen Erfolge bewirkten bereits zwei Jahre später die Eröffnung einer Filiale und die Gründung eines Taxi-Unternehmens. Die Autobus-Linie „Graz-Gnas“ war innerhalb kürzester Zeit überaus beliebt und wurde um einen Paket-Dienst erweitert. In Ermangelung eines flächendeckenden Rettungs-Netzes brachte Hans Roth auch schwangere Frauen zur Entbindung nach Feldbach und wirkte so über 200 Mal gleichsam als „Geburts-Helfer“. In den folgenden Jahren baute er eine Fremden-Pension, ein Modehaus, ein Einkaufs-Zentrum, eine Mineralöl-Firma, einen Baumarkt und ein Entsorgungs-Unternehmen auf.
So erfolgreich das wirtschaftliche Handeln von Kommerzialrat Hans Roth war, so gelungen präsentiert sich auch das Familien-Leben des gläubigen Katholiken, der seine Ehe, aber auch seine sechs Kinder als großes Geschenk betrachtet. Im vergangenen Oktober feierte das Paar nach 60-jähriger Ehe die diamantene Hochzeit und hat heute 14 Enkel-Kinder und in naher Zukunft einen Ur-Enkel. An den Standorten Gnas, Bad Gleichenberg, Feldbach, Krems und Graz befinden sich Firmen-Sitze, die mehr als 3.000 Mitarbeitern einen Arbeitsplatz bieten und einen Jahres-Umsatz von rund 500 Millionen Euro erwirtschaften.
Graz, am 6. Juli 2006
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