Der steirische Wald ist auf dem Vormarsch
Mit einer Milliarde Bäume ist die Steiermark das waldreichste Bundesland
Graz.- „Erstmals übersteigt die Waldfläche in der Steiermark eine Million Hektar. Bei einer Gesamtfläche von 1,6 Millionen Hektar ergibt das einen Waldanteil von 61,1 Prozent,“ zog heute Umweltlandesrat Johann Seitinger bei einer Pressekonferenz Bilanz. Die Steiermark ist damit das waldreichste Bundesland. „Jährlich verwalden in der Steiermark Flächen so groß wie 40 Fußballfelder, leider in Gebieten, die sowieso schon waldreich sind“ sieht Seitinger nicht nur Grund zur Freude. Vor allem die Verwaldung von Almlandschaften sei für den Tourismus nicht gerade förderlich.
Die Holzwirtschaft bietet österreichweit 50.000 Menschen Arbeit und ist knapp nach dem Tourismus der größte Devisenbringer des Landes, weil sie einen Exportüberschuss von 3,2 Milliarden Euro erwirtschaftet. Wirtschaftlich solle der Wald aber noch mehr genutzt werden, fordert Seitinger, denn derzeit werde weit weniger Holz gewonnen, als nachwächst. Er werde sich dafür einsetzen, dass in den kommenden Jahren mehr Holz in der Bauwirtschaft eingesetzt wird. Derzeit seien es nur 5 Prozent des Bauvolumens, in den nächsten zehn Jahren sollen es bis zu 20 Prozent werden. Eine entsprechende Förderung von Holzbauten sei im Wohnbauförderungsgesetz Neu, das im nächsten Jahr beschlossen werden soll, schon vorgesehen. Mehr Geld soll es künftig auch für die Forschung geben: zum einen um neue Anwendungsfelder für Holz zu erschließen und zum anderen für den Ausbau der erneuerbaren Energie mit dem Rohstoff Holz. Seitinger zur momentanen Explosion des Rohölpreises: „Wenn wir nicht jetzt die Bioenergie pushen, wann dann?“
Landesforstdirektor Dr. Josef Kalhs sieht eine große Herausforderung in der Qualitätsverbesserung des steirischen Waldes. „Wir achten sehr darauf, dass sich langsam die natürlich angestammten Waldverbände wieder etablieren. Vor allem im Südosten der Steiermark wartet noch viel Arbeit auf uns: Die reinen Fichtenbestände haben hier nichts verloren. Bei Wiederaufforstungen vergeben wir z.B. nur Förderungen, wenn der Fichtenbestand nicht drei Zehntel übersteigt, der Rest muss mit Laubbäumen aufgeforstet werden.“ Viel zu tun gibt es auch bei der Verbesserung des Schutzwaldes, der mit rund 170.000 Hektar immerhin fast 20 Prozent des heimischen Waldes ausmacht. „In manchen Gebieten ist die Holzgewinnung für den Waldbesitzer kostspieliger als wenn er nichts tut.
Vom Gesetz her ist vorgesehen, dass die Nutznießer des Schutzwaldes sich auch am Kostenaufwand beteiligen müssen, aber wie das bei Wohnsiedlungen, die unter einem Schutzwald liegen wirklich funktioniert, hat noch niemand vorexerziert.“ Die Landesforstdirektion setzt hier eher auf Förderungen von Projekten zur Qualitätshebung des Schutzwaldes. Gleichzeitig appelliert Kalhs an die großen Forstbetriebe nicht noch mehr Mitarbeiter abzubauen: „Bei manchen Betrieben ist neben der Holzgewinnung gar keine Zeit mehr für Waldpflege und Forstaufsicht.“ Das sei aber eine kurzfristige Rechnung, denn bei mangelnder Pflege seien schnell auch die Schädlinge auf dem Vormarsch.
„Vor allem der Fichtenborkenkäfer bereitet uns große Probleme. 2003 betrug der Schaden schon 14 Millionen Euro. Schlimm ist auch, dass er sein Gebiet ständig vergrößert. Gab es bislang keinen Befall über einer Höhe von 1.200 Metern, traten heuer schon Schadensfälle in einer Höhe von 1.700 Meter auf. Durch die klimatischen Veränderungen wird es auch in Berggebieten, die bisher vom Borkenkäfer verschont blieben, zu stärkerem Befall kommen,“ warnt Kalhs. Als wichtigste Maßnahme im Kampf gegen den Borkenkäfer sieht Kalhs die Förderung von Mischwäldern.
Umfassende Informationen über den steirischen Wald finden Interessierte unter www.wald.steiermark.at
Graz, am 27. August 2004