"Medien Rollstuhl" mit integriertem Handy
Neue Forschungen im Interesse von Behinderten an der FH Joanneum
Graz.- Entscheidende Erleichterungen für Rollstuhlfahrer stehen im Mittelpunkt eines neuen Forschungsprojektes der Fachhochschule Joanneum in Graz. Ohne Einbau von Zusatzgeräten sollen die Benutzer in wenigen Jahren vom „Medien Rollstuhl“ aus ihr Fernsehgerät in Betrieb nehmen, die Jalousien schließen oder über ein integriertes Mobiltelefon Gespräche führen. Mit der technischen Entwicklung dieses neuen Hilfsmittels für Behinderte hat eine Expertengruppe unter Leitung des Telematikers Dr. Alexander Nischelwitzer im Rahmen des Studienganges Informationsmanagement im Sommer begonnen.
Das sind nur einige der technisch möglichen Funktionen, die der „Medien Rollstuhl“ bieten könnte, unterstrich Dr. Nischelwitzer im Gespräch mit dem Landespressedienst. Bei den derzeit am Markt angebotenen Rollstühlen erfolgt der Bedienung von Zusatzgeräten meist über spezielle Zusatztastaturen oder Touchscreens. Beim „Medien Rollstuhl“ werden die gewünschten Zusatzleistungen über die Software im Rollstuhl erbracht und als Eingabegerät wird die Standard-Rollstuhlsteuerung (zum Beispiel der Steuerjoystick) verwendet. „Zusätzliche Funktionen sollen das Leben der Betroffenen wesentlich erleichtern“, setzt sich Dr. Nischelwitzer zum Ziel. Er hofft auf die Beteiligung weiterer Branchen, etwa die Hersteller automatischer Tore oder Mobilfunkbetreiber.
Derzeit läuft eine Bedarfserhebung über Behindertenorganisationen. Bereits in der Startphase erhält die Fachhochschule Joanneum eine Unterstützung über den von Landeshauptmann Waltraud Klasnic initiierten Zukunftsfonds Steiermark. Die Gesamtförderung beträgt 100.000 Euro. Nach der Bedarfserhebung wird ein Prototyp gebaut, ein handelsüblicher Rollstuhl mit einem vollwertigen Mini-PC und „mit diversen Hardware-Schnittstellen und entsprechender Software um Funktionen erweitert, die dem Rollstuhlfahrer das tägliche Leben erleichtern sollen“., erklärt der Projektleiter.
Der Rollstuhlhersteller „Sunrise Medical“ (www.sunrisemedical.com) hat für das Forschungsprojekt, an dem auch die Bulme Graz beteiligt ist, einen Rollstuhl kostenlos zur Verfügung gestellt. Die erste
Medien-Rollstuhl Prototype wird die an der Entwicklung beteiligte Testperson erhalten. Die Gesamtkosten zur Entwicklung des „Medien Rollstuhls“ beziffert Dr. Nischelwitzer mit voraussichtlich 200.000 Euro. Die reguläre Produktion könnte 2007 beginnen. Die Kosten dürften rund 2.000 Euro betragen, um einen normalen Rollstuhl in einen derartigen High Tech-Rollstuhl aufzurüsten.
Graz, am 10. Dezember 2004
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