Jesuitenuniversität Graz
Gründung 1570
Der Ursprung der Grazer Jesuitenuniversität liegt in einer Zeit, in der die Jesuiten das religiöse, kulturelle und vor allem geistige Leben der Stadt prägten. Sie dominierten bis zur Auflösung des Ordens 1773 in Europa wesentlich das höhere Bildungswesen. Die Jesuiten wurden bereits im Jahre 1570 von Erzherzog Karl II. nach Graz berufen. Im neu errichteten Priesterseminar (an der heutigen Westseite der Bürgergasse) wurde im Jahre 1585 unter Einbeziehung alter Bausubstanzen die erste Grazer Universität eröffnet (alma mater graecensis).
Erst 1607 übersiedelten die Hörsäle in das von Erzherzog Ferdinand II. neu errichtetean der Ecke Hofgasse/ Bürgergasse, das heute als „Alte Universität" bekannt ist. Der ursprünglich frei stehende Bau wurde im Laufe der Zeit mit dem Kollegium zu einem einheitlichen Komplex verbunden. In den Hörsälen des Erdgeschoßes unterrichteten die Jesuiten „Gottes-Gelehrtheit", Metaphysik, Rhetorik, Logik, Physik und Poesie, die zwei großen Räume des oberen Stockwerks dienten als Aula und wurden auch für Theateraufführungen genutzt. Aula, Priesterseminar, Burg und Dom waren mittels unterirdischer Verbindungs-Gänge erschlossen.
Umbau 1778-1781
Kaiserin Maria Theresia ordnete 1775 die Errichtung einer staatlichen Universitäts-Bibliothek an. In den Jahren 1778-1781 wurde schließlich das Obergeschoß umgebaut. Durch diesen rigorosen Umbau entstand ein großer Bibliothekensaal, dessen architektonische Form bis heute erhalten ist. Das Erscheinungsbild der ehemaligen Aula hat sich im Zuge dieses Umbaus so verändert, dass man den ursprünglichen Zustand heute nur noch schwer nachvollziehen kann. Mit einem weiteren kleineren Holzzubau wurde ein jetzt noch bestehender kleiner Bibliothekensaal geschaffen. Auch die markante Fassade, die das heutige Erscheinungs-Bild prägt, ist in dieser Zeit entstanden. Von der ursprünglichen Gestaltung zeugen noch das reich verzierte Eingangsportal sowie die an der nordöstlichen Ecke des Gebäudes angebrachten Wappen Kaiser Ferdinands II. und seiner Gattin Maria Anna von Bayern.
In dem Bild der ehemaligen Bibliothek präsentiert sich der Saal noch heute. Die ehemalige Trennung zwischen Aula und Theater wurde aufgehoben und durch einen durchgehenden Raum ersetzt. Die Gewölbefelder, Gurten und Fensternischen verzierte Joseph Gebler 1779 mit einer Secco Dekorationsmalerei. Die Malerei steht stilistisch am Übergang von Rokoko zum Klassizismus und zeigt Blumenbuketts, Vasen und Blumengirlanden. Im Zuge einer Deckensanierung 1835 und bei einer Restaurierung 1990 wurde jedoch vieles übermalt und ging somit verloren.
Die "Alte Universität" als modernes Veranstaltungszentrum
Von 1905 - 2000 dienten die Räume als Landesarchiv. Mit der Übersiedlung des Steirischen Landes-Archives auf den Karmeliterplatz im Jahr 1999 wurde der Weg frei für die Adaptierung der Alten Universität als modernes Veranstaltungs-Zentrum. Seit 2005 erstrahlt die Alte Universität in neuem Glanz und dient Repräsentationszwecken. Der Geist des Gebäudes wirkt weiter und zieht die Benutzer in seinen Bann.