Milliarden Borkenkäfer bedrohen steirischen Wald
Massenvermehrung des Borkenkäfers befürchtet

Graz. – Sie fliegen wieder. Die Rede ist von den gefürchteten Borkenkäfern, die jetzt zum zweiten Paarungsflug in diesem Jahr starten. „Derzeit können wir davon ausgehen, dass der steirische Wald heuer mit rund sechs Milliarden Borkenkäfern fertig werden muss. Wenn der August jetzt noch heiß und trocken wird, dann müssen wir mit einer weiteren Zunahme dieser Zahl rechnen,“ sagt Dipl. Ing. Heinz Lick von der Landesforstdirektion.
Bei optimalen Bedingungen paart sich ein Borkenkäferpaar mehrmals innerhalb eines Jahres. Daraus können bis zu 48.000 Nachkommen entstehen. Obwohl das Frühjahr sehr unbeständig war, fiel die Zeit des ersten Paarungsfluges in eine zweiwöchige Warmwetterperiode im Mai. Die erste Generation hatte daher ausgezeichnete Startbedingungen. Ob sich nach der zweiten Brut auch noch eine dritte Generation entwickelt, hängt vom Wetter der kommenden Wochen ab. Es werden bevorzugt geschwächte Bäume befallen, wo sich die Männchen einbohren und Lockstoffe an Artgenossen aussenden. Damit wird anderen Borkenkäfern signalisiert, wo sich befallsfähige Bäume befinden. Das dabei anfallende Bohrmehl wird aus dem Einbohrloch ausgeworfen und sammelt sich bei trockener Witterung am Stammfuß, in Rindenritzen und in Spinnennetzen.
„Alle Bäume, bei denen dieses Bohrmehl festzustellen ist, sollten so rasch wie möglich entfernt werden und nicht nur die weithin sichtbaren roten ´Borkenkäfernester´, so nennt man die Gruppen befallener Bäume, deren Kronen sich bereits rot gefärbt haben,“ appelliert Landesforstdirektor Dr. Josef Kalhs an alle Waldbesitzer, die nötigen Arbeiten unverzüglich durchzuführen. „Das Schadholz samt Rinde muss dringend aus dem Wald entfernt werden. Insbesondere dürfen Industrieholz, Resthölzer oder bruttaugliche Wipfelstücke nicht unbehandelt im Wald gelassen werden.“ Die Mitarbeiter der Bezirksforstinspektionen in den Bezirkshauptmannschaften unterstützen die Waldbesitzer gerne bei der Bewältigung der Borkenkäferplage.
Durch Witterungsextreme der letzten Jahre sind nicht nur die Fichtenwälder außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes (Gebiete unter 700 Meter Seehöhe) stark geschwächt und dadurch anfällig für den Schädlingsbefall, sondern alle fichtenreiche Wälder. „Problematisch ist dies insbesondere für die Erhaltung unserer Schutzwälder in der Steiermark, wo durch die Steilheit des Geländes und die schlechte Erreichbarkeit die Bekämpfung der Borkenkäfer nur in eingeschränktem Ausmaß erfolgen kann“, betont Landesrat Johann Seitinger. Landesforstdirektor Dr. Kalhs: „Das Wetter können wir nicht bestimmen, aber mit standortgerechten und dem Naturraum angepassten Mischwäldern können Massenvermehrungen sicher eingeschränkt werden.“
Von den Fichten-Borkenkäfern zählen der Buchdrucker und der Kupferstecher zu den gefährlichsten Arten. Sie können bei massenhaftem Auftreten auch gesunde Bäume befallen und zum Absterben bringen. Ist bei den älteren Bäumen vor allem der Buchdrucker zu finden, so bevorzugt der Kupferstecher jüngere bzw. kleinere Fichtenbäume sowie größere Äste und Wipfelteile. Aufgrund von massiven Windwürfen und Schneebrüchen sowie der nachfolgenden trockenen und heißen Witterung haben diese Borkenkäferarten in den letzten Jahren beste Bedingungen für die Vermehrung vorgefunden. Viele Borkenkäfer konnten in der Rinde von stehenden Bäumen überwintern. Insgesamt sind im letzten Jahr cirka 600.000 Festmeter Schadholz durch Borkenkäferfraß in der Steiermark angefallen. Für die betroffenen Waldbauern entstand ein Schaden von rund 21 Millionen Euro. Weitere Informationen zur Borkenkäferplage finden sich auf der Homepage der Landesforstdirektion www.wald.steiermark.at.
Graz, am 20. Juli 2005
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