Erfolgreiche Künstler ausgezeichnet
Hanns-Koren-Kulturpreis und Karl-Böhm-Interpretationspreis 2006 vergeben
Graz.- Nach einem Antrag von Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Kurt Flecker beschloss die Steiermärkische Landesregierung in der Sitzung am Montag, Prof. Horst Gerhard Haberl mit dem Hanns-Koren-Kulturpreis 2006 und Univ.-Prof. Thomas Zehetmair mit dem Karl-Böhm-Interpretationspreis 2006 auszuzeichnen. Beide Preise sind mit 12.000 Euro dotiert.
Wie der Landeskulturreferent in seinem Antrag unterstrich, zählte Haberl zu den frühen Wegbegleitern Hanns Korens. Das von Koren 1968 initiierte Avantgarde-Kulturfestivals „steirischer herbst“ leitete Haberl von 1988 bis 1995. Ausgangspunkt für den „herbst“ war für Koren der Trigon-Gedanke – die Idee, bedeutende europäische Kulturkreise in Mittel-, Süd- und Osteuropa unter Überwindung damals bestehender, politischer Grenzen wieder zusammenzuführen. Haberl gestaltete selbst eine Trigon-Ausstellung.
Der am 28. Oktober 1941 in Graz geborene Kulturarbeiter wechselte nach seinem nicht abgeschlossenen Studium der Kunstgeschichte als Art Director und Werbechef zum Schuhunternehmen „Humanic“. Ebendort kreierte er eine innovative, kunst-, und künstlerbezogene Werbelinie („Franz“), die auch heute noch als beispielgebend für die österreichische Werbegeschichte gilt.
Zur selben Zeit arbeitete er an der heute legendären „trigon“-Biennale in Graz mit und gehörte dem Programmbeirat des „steirischen herbstes“ an. In den frühen 70er Jahren war Haberl Mitbegründer der Kunstproduzentengruppe „pool“ und Mitherausgeber der „pool“-Zeitschrift „pfirsich“. Als Gründer und Leiter der „galerie H“ am Verwaltungssitz der Firma Humanic förderte Haberl den Dialog zwischen Wirtschaft und schwieriger, weil zeitgenössischer Kunst.
Der mit dem Staatspreis für Werbung ausgezeichnete Grazer leitete fünf Jahre lang das Kulturressort der Tageszeitung „Kleine Zeitung“ und realisierte optisch wie inhaltlich bedeutsame Reformen. 1989 wurde Haberl zum Intendanten des Gerade-Noch-Avantgardefestivals „steirischer herbst“ berufen, wo er gemeinsam mit dem Philosophen Peter Strasser die „Nomadologie der 90er Jahre“ ausrief und bundesweit wie international Akzente setzte. Der „steirische herbst“ unter Haberl hatte noch den später zur Floskel verkommenen Laborcharakter, avancierte dann zu einer multimedialen Denkfabrik.
Zeitgleich mit der „herbst“-Intendanz wurde Horst Gerhard Haberl zum Professor für Kunstvermittlung und Designtheorie an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken, ernannt, der er ab 1993 als Rektor vorstand.
Der Herausgeber, Autor und Ausstellungsmacher („Körpersprache/Bodylanguage“) brach nach dem Ende seiner „herbst“-Intendanz (1995) mit Graz und der Steiermark, seine Kreativ-Leistung für das Land blieb bisher weitgehend unbedankt.
Karl-Böhm-Interpretationspreis 2006
In Musikerkreisen gleich bedeutsam und zweifellos eine große Persönlichkeit ist der Geiger und Dirigent Univ.-Prof. Thomas Zehetmair, der zur gleichen Zeit den Karl-Böhm-Interpretationspreis 2006 erhielt und ebenso gestern durch die Regierung bestätigt wurde.
Der mittlerweile international gefeierte Violinist Zehetmair wurde 1961 in Salzburg geboren. Nach seinen Studien beim Vater und bei Franz Samohyl am Salzburger Mozarteum debütierte er 1977 bei den Salzburger Festspielen, erhielt schon mit siebzehn Jahren Preise beim Internationalen Mozart-Wettbewerb und gab 1979 sein Debüt im Wiener Musikverein. Thomas Zehetmair perfektionierte sich ab 1981 bei Max Rostal, Nathan Milstein und Nikolaus Harnoncourt. Seine internationale Karriere entwickelt sich rasch dank seiner Vielseitigkeit als Geiger, Solist, Kammermusiker und als Dirigent.
Er tritt regelmäßig mit renommierten Dirigenten wie Sir Simon Rattle, Christoph von Dohnányi, Nikolaus Harnoncourt und Sir Eliot Gardiner in der internationalen Musikszene auf, arbeitet gemeinsam mit Berliner und Wiener Philharmonikern sowie mit den amerikanischen Spitzenorchestern aus Chikago, Boston, Cleveland und Philadelphia.
Neben seiner Tätigkeit als Primarius des renommierten „Zehetmair-Quartetts“ und als Chefdirigent der Northern Sinfonia hat Thomas Zehetmair als gefragter Gastdirigent unter anderem das Scottish Chamber Orchestra, das Wiener Kammerorchester, die Camerata Salzburg, das St. Paul Chamber Orchestra, das Malmö Symfoni Orkester, das Ensemble Orchestral Paris und das Budapest Festival Orchestra geleitet. Im September 2005 war er künstlerischer Leiter des alljährlich in Barcelona stattfindenden Mozart Festivals. Weitere Engagements führen Thomas Zehetmair als Dirigent zum Padova Chamber Orchestra, zum Züricher Kammerorchester, zum MDR Sinfonie Orchester Leipzig, zum Toronto Symphony Orchestra sowie zum London Philharmonic Orchestra. Zugleich unterrichtete er mehrere Semester lang als Professor an der Universität der Künste in Berlin.
Prof. Zehetmair hat den größten Teil des Violinrepertoires auf CD eingespielt. Für seine Aufnahme der Violinkonzerte von Szymanowski mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra unter Sir Simon Rattle erhielt er 1997 einen „Gramophone Award“. Zu den neuesten Einspielungen gehören das Holliger Violinkonzert mit dem SWR Sinfonieorchester unter der Leitung des Komponisten, die Ysaÿe Solosonaten sowie das Beethoven Tripelkonzert mit dem Chamber Orchestra of Europe unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt.
Die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar ehrte ihn 2004 mit der Ehrendoktorwürde, 2005 erhielt er den Preis der deutschen Schallplattenkritik.
Seine Verdienste in der Steiermark begannen 1985, als er mit Bachsonaten das allererste styriarte-Konzert eröffnete und seither regelmäßig auf der styriarte und gemeinsam mit Nikolaus Harnoncourt konzertiert. Der barocken und klassischen Aufführungspraxis hat Thomas Zehetmair dabei wichtige Impulse gegeben: Er gehört zu jenen Künstlern, für die Urtext-Recherchen und intensive Quellenanalysen selbstverständlich sind. Die Jury schätzte an ihm seine intensive Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Musik. Er hat zahlreiche Werke uraufgeführt, zuletzt das ihm gewidmete Violinkonzert von Heinz Holliger, sowie die Violinkonzerte von James Dillon und Hans-Jürgen von Bose.
Seit 1991 wirkt er als ordentlicher Professor für Violine an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz.
Informationen zum Hanns-Koren-Kulturpreis des Landes Steiermark unter:
http://www.verwaltung.steiermark.at/cms/beitrag/10148793/130473/
Graz, am 17. Oktober 2006
Für Rückfragen steht Ihnen als Verfasser bzw. Bearbeiter dieser Information Mag. Markus Gruber unter Tel.: (0316) 877-4107 Fax: (0316) 877-3188 E-Mail: markus.gruber@stmk.gv.at zur Verfügung