142.000 Steirerinnen und Steirer sind armutsgefährdet
Landesstatistik: Neuer Armutsbericht ist da
Graz (9. Juni 2010).- Der dritte steirische Armutsbericht liegt vor, und er spricht eine deutliche Sprache. „Es zeigt sich, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen besonders armutsgefährdet sind, dazu zählen zum Beispiel Pflichtschulabsolventen, Familien mit drei oder mehr Kindern, Ausländer, Alleinlebende, Seniorinnen, Alleinerziehende sowie Arbeitslose. Tendenziell sind Frauen häufiger von Armut betroffen als Männer", erklärt Martin Mayer, Leiter der Landesstatistik.
Laut EU-Erhebung SILC 2008 beträgt das mittlere verfügbare Jahreseinkommen (Median) der steirischen Haushalte etwas über 28.000 Euro. Das mittlere Jahresäquivalenzeinkommen (dieses entspricht einem bedarfsgewichteten Netto-Pro-Kopf-Einkommen) der Steirer und Steirerinnen beträgt demnach knapp über 18.800 Euro (das sind fast 1.570 Euro monatlich). „Von Armutsgefährdung spricht man, wenn das Einkommen der betroffenen Person weniger als 60 Prozent dieses mittleren Jahresäquivalenzeinkommens beträgt", so Mayer. Die Armutsgefährdungsquote liegt in der Steiermark bei 12%. Demnach sind 142.000 Steirer armutsgefährdet, wobei sich diese Zahl und die Armutsgefährdungsquote von 2004 bis 2008 nicht signifikant geändert haben.
Der Faktor Bildung spielt eine entscheidende Rolle. In der Steiermark liegt die Armutsgefährdungsquote für Personen mit lediglich Pflichtschulabschluss mit 23% deutlich über dem steirischen Durchschnitt und auch über der von Personen mit Lehre oder mittlerer Schule (9%) sowie von Personen mit Matura oder Universitätsabschluss (7%).
Besonders betroffen sind naturgemäß Arbeitslose, ihre Armutsgefährdungsquote beträgt sehr hohe 38%. Aber auch 6% der steirischen Erwerbstätigen (das sind 30.000 Menschen) sind trotz Erwerbstätigkeit armutsgefährdet und werden demnach als „working poor" bezeichnet.
Frauen sind etwas stärker armutsgefährdet als Männer. 78.000 Frauen (13% aller Frauen) sind in der Steiermark von Armut gefährdet, während dies nur auf 11% der Männer (64.000) zutrifft. Die Armutsgefährdungsquote von Haushalten mit Pension (als Haupteinkommensquelle) liegt in der Steiermark bei 18%, wobei alleinstehende Pensionsbezieher mit einer Armutsgefährdungsquote von 26% deutlich stärker benachteiligt sind als Personen in Mehrpersonenhaushalten mit Pension (14%).
Am 1.1.2009 lebten in der Steiermark 75.839 Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft (6,3% der Wohnbevölkerung). 36% der Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft und darunter 44% derer mit einer Nicht-EU/EFTA-Staatsbürgerschaft sind armutsgefährdet, während dies nur auf 10% der Personen mit österreichischer Staatsbürgerschaft zutrifft.
Nun zu den Familien mit Kindern: Paarfamilien (Ehepaare und Lebensgemeinschaften) mit einem Kind sind zu 9% armutsgefährdet, Paarfamilien mit zwei Kindern zu 10%, Paarfamilien mit zumindest 3 Kindern jedoch zu 20%. Ein Ansteigen der Armutsgefährdungsquote mit dem Anstieg der Kinderzahl ist also klar ersichtlich. Von den AlleinerzieherInnen-Familien in der Steiermark sind sogar 29% armutsgefährdet.
Ohne Sozialschutzsystem läge die Armutsgefährdung in der Steiermark bei 44%. Nach Pensionen aber vor Sozialleistungen würde sie 25% betragen, um schließlich auf die erwähnten 12% nach Pensionen und nach Sozialleistungen abzusinken.
Insgesamt 5% der Bevölkerung (etwa 60.000 Personen) waren zwischen 2004 und 2007 dauerhaft armutsgefährdet, das bedeutet im Jahr 2007 und in mindestens zwei der drei vorhergehenden Jahre armutsgefährdet. Weitere 22% (etwa 260.000 Personen in der Steiermark) waren zwischen 2004 und 2007 zeitweilig armutsgefährdet, das heißt in mindestens einem Jahr, aber nicht dauerhaft armutsgefährdet.
Im Vergleich zu anderen EU-Staaten ist Österreich (und die Steiermark) immer im oberen Drittel zu finden, also weniger betroffen von Armut.
Weitere Details zum aktuellen Bericht: Armutsbericht 2008 oder im Internet auf der Homepage
www.statistik.steiermark.at
Graz, am 9. Juni 2010