Menschen mit Behinderung „wollen behandelt werden wie alle anderen auch"
„Tag der Inklusion"


Graz (19. November 2014).- Beim gestrigen „Tag der Inklusion" an der Pädagogischen Hochschule Steiermark (PHSt) - veranstaltet vom Sozialressort des Landes, der PHSt und der Kirchlichen PH Graz - tauschten Menschen mit und Menschen ohne Behinderung ihre Sichtweisen zum Thema aus.
Zudem informierte sich eine hochrangige bayerische Delegation über die steirische Initiative einer „Inklusiven Modellregion".
Ein Drittel der cirka 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren Menschen mit Behinderung. In der einleitenden Publikumsdiskussion mit Experten aus Bildungswesen, Unternehmen und Politik und in vielen Workshops äußerten sie engagiert ihre Vorschläge für ein gleichberechtigtes Zusammenleben. Eine Teilnehmerin brachte es auf den Punkt: „Wir wollen kein Mitleid, wir wollen nicht bedauert werden, wir wollen behandelt werden wie alle anderen auch." Und am Ende des Tages zog ein anderer Teilnehmer das Resümee: „Wir haben festgestellt, dass noch ein weiter, steiniger Weg vor uns liegt - aber man darf die Vision nie aus den Augen verlieren."
„Inklusion wird tagtäglich gelebt", stellte LH-Stv. Sozialreferent Siegfried Schrittwieser fest, „Menschen mit Behinderung können zum Beispiel mit Unterstützung von Assistentinnen und Assistenten ihr selbstständiges Leben außerhalb von Einrichtungen führen, sie erhalten Unterstützung am Arbeitsmarkt, um ihre Leistung erbringen zu können, und können auch ihre Freizeit mit der notwendigen Unterstützung genießen." Dennoch stünden ihnen noch viele Barrieren im Weg - physische oder auch solche in den Köpfen der Menschen. Daher sei es auch sehr wichtig, Sensibilisierungsarbeit zu leisten, der „Tag der Inklusion" sei einer von diesen wichtigen Bausteinen.
PHSt-Rektorin Elgrid Messner verwies auf die zentrale Rolle der Pädagogischen Hochschule Steiermark bei der Umsetzung des Aktionsplanes zur Behinderten-Rechtskonvention im Bildungsbereich: „Schon 84 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit Behinderung besuchen allgemeine Pflichtschulen. Wir arbeiten jetzt unter der Projektleitung des Landesschulrates gemeinsam mit der KPH im Auftrag des Landes am Konzept ,inklusive Modellregion‘, das die Inklusion im Schulbereich zu 100 Prozent umsetzen soll, wie es die UN-Behindertenrechtskonvention verlangt. Mit der "PädagogInnenbildung NEU" wird es statt der bisherigen Sonderschullehrer-Ausbildung einen Wahlschwerpunkt ,Inklusion‘ für Volksschullehrer beziehungsweise ein Fach ,Inklusion´ für Sekundarstufenlehrer geben."
Rektor Siegfried Barones von der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Graz sieht Inklusion als „langfristiges Entwicklungsprojekt." Sicher sei aber: „Die Zeit ist reif für Inklusion, für ein Zusammenleben aller ohne Ausgrenzung."
Besonders interessiert am Modell ,Inklusive Modellregion‘ zeigte sich eine Delegation des bayerischen Landtages, angeführt von Bildungsstaatssekretär Georg Eisenreich, die zwei Tage lang auf einer bildungspolitischen Fact-finding-Mission in der Steiermark war. Auch in Bayern gebe es wie in der Steiermark Übereinstimmung zwischen den politischen Fraktionen, was die Notwendigkeit von Inklusion betreffe, sagte Landtagsabgeordneter Martin Güll, Vorsitzender des Ausschusses für Bildung und Kultus; 2010 wurde eine interfraktionelle Gruppe gegründet, die dieses Anliegen verfolgt. Ihm gefalle am steirischen Modell besonders, „wie zielstrebig hier vorgegangen werde, ohne gleichzeitig Probleme zu verschweigen." Die positiven steirischen Erfahrungen „geben uns jedenfalls Mut, weitere Fortschritte zu wagen."
Die Steiermark nimmt ihre menschenrechtlichen Verpflichtungen ernst. Als erstes österreichisches Bundesland hat die Steiermark auf Initiative von LH-Stv. Siegfried Schrittwieser 2012 einen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung erstellt; seine erste Phase endet 2014. Er enthält insgesamt 54 Maßnahmen von der Verbesserung der Barrierefreiheit im öffentlichen Raum bis zur Einrichtung einer Implacementstiftung, die es Menschen mit Behinderung erleichtert, in einem Unternehmen Fuß zu fassen. Der Bildungsbereich nimmt in diesem Aktionsplan eine zentrale Stelle ein, Expertinnen und Experten der beiden Pädagogischen Hochschulen arbeiten federführend an seiner Umsetzung mit.
Kontakt: Mag. Christian Stenner
Tel.Nr.: +43 (0)660 1569516
E-Mail: christian.stenner@phst.at
Internet: 'www.phst.at'
Graz, am 19. November 2014
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