"3. Social Media Panorama" im Medienzentrum Steiermark
Von der Eiskübel-Herausforderung zur Flüchtlingsfrage



Graz (19. November 2015). „Die auch in Österreich stagnierenden Nutzerzahlen von Facebook sind irreführend. Der gesellschaftliche Einfluss gerade dieser Plattform wird noch wachsen", wagt Peter Plaikner eine Vorhersage, obwohl "Prognosen schwierig sind - besonders wenn sie die Zukunft betreffen." Der Experte präsentierte am 18. November bereits zum dritten Mal ein „Social Media Panorama" im Medienzentrum Steiermark. Gegenüber den Vorjahren registrierte er weniger eine quantitative als eine qualitative Weiterentwicklung: „Facebook wird schnell erwachsen. Das liegt nicht nur daran, dass die Jungen andere Social-Media-Plattformen bevorzugen, wo sie nicht Gefahr laufen, von ihren Eltern um Freundschaft gebeten zu werden. War 2014 noch ein angeblich wohltätiger Unsinn namens "Ice Bucket Challenge" der Sommerhit auf Facebook, diente die Plattform im Herbst 2015 zur Mobilisierung in der Flüchtlingsfrage." Auch der Trend hin zu qualitativer Nachrichtenbereitstellung und weg vom reinen Unterhaltungsmedium scheint nun deutlich zu werden.
Die wachsende Ernsthaftigkeit birgt für Plaikner aber auch eine gesellschaftliche Gefahr: „Digitalisierung+Emotionalisierung=Polarisierung: Tempo und Intensität der Kommunikation in den vermeintlich sozialen Netzwerken verbessern nicht unsere Diskussionskultur sondern reißen immer tiefere Gräben auf." Der Medienberater und Politikanalyst befürchtet, dass die Gesprächsfähigkeit mit Andersdenkenden dadurch noch mehr leidet. Als Hauptursache dafür sieht er den Mangel an inhaltlicher Qualifikation bei gleichzeitig wachsender technischer Medienkompetenz. Eine Lösung dieses Problems sei nur langfristig durch eine feste Verankerung von Demokratie- und Medienkunde im Schulunterricht zu erreichen. Diese Chance würde aber auch durch die aktuelle Bildungsreform nicht genutzt.
Unterdessen wird hierzulande via Facebook und Twitter das Bild vom gastfreundlichen Österreich ebenso inszeniert wie die Abwehr alles Fremden. In der Schweiz präsentiert sich die erfolgreichste Partei der jüngsten Nationalratswahl ohne jede Berührungsangst zur Spaßkultur von YouTube. In Deutschland fungiert Social Media immer öfter als Regierungsfernsehen. Es braucht also gar keine amerikanischen Beispiele, um Österreich in diesem Bereich einen gewissen Nachholbedarf zu attestieren. "Die vier Landtagswahlen dieses Jahres spiegelten den Bedeutungsgewinn der digitalen Plattformen zwar noch nicht wider, doch sie geraten immer mehr zum gesamtgesellschaftlich bedeutsamen Werkzeug", so der Experte.
Institutionen, Organisationen aber auch Personen, die dennoch bisher nicht auf diesen Zug aufgesprungen sind, empfiehlt Plaikner eher ein „vorsichtiges Learning by Doing" anstatt den vielen Allerweltsratschlägen zu gehorchen: „Erst muss ich wissen, was ich dort will. Wer nur mitmacht, weil es modern ist, liegt von vornherein falsch. Soziale Netzwerke sind ein Weg, aber nicht das Ziel."
In Kürze erscheint am Videoportal www.videoportal.steiermark.at das Interview mit Peter Plaikner.
Graz, 19.11.2015
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