Medienkrise könnte langfristig eine Demokratiekrise werden
Medienexperte Peter Plaikner zu den jüngsten Medientrends:



Graz (4. Mai 2016).- Auf Einladung der Kommunikation Land Steiermark verknüpfte der Kommunikations- und Medienexperte Peter Plaikner gestern Abend (3.5.) bereits zum neunten Mal nach Erscheinen der neuen Media-Analyse die wichtigsten verfügbaren Media-Daten zu den jüngsten Trends in der österreichischen sowie steirischen Medienlandschaft.
Die Vertrauenskrise habe nach den politischen Institutionen nun auch die Massenmedien erfasst, lautete Plaikners Resümee am gestrigen Internationalen Tag der Pressefreiheit. Grund dafür sei unter anderem die zunehmende Zersplitterung der Medienszene, die einhergehe mit der Zersplitterung der Gesellschaft. Manche Bevölkerungsgruppen würden sich vorwiegend in den Sozialen Medien informieren und andere Medien links liegen lassen.
Anscheinend werde es immer schwieriger, so Plaikner, die Medien-Nutzerinnen und -nutzer dazu zu bewegen, für guten Journalismus auch zu zahlen. Bestrebungen, sich den neuen Zeiten anzupassen, gäbe es zuhauf, das sehe man an den erfolgreichen Bestrebungen von Medien wie der Krone oder der Kleinen Zeitung, im Online-Bereich zu "standard.at" weiter aufzuschließen. "Verlagshäuser sind heutzutage meist Multi-Media-Anbieter. Trotzdem müssen sie erst beweisen, dass sie in der Lage sind, das bislang nur im Printbereich erfolgreiche Geschäftsmodell einer Tages- oder Wochenzeitung auch im Internet umzusetzen. Rechnet sich das? Wenn es keine positive Antwort auf diese Frage gibt, wird Qualitätsjournalismus nicht mehr bezahlbar sein und dann wird langfristig aus der Medienkrise eine Demokratie-Krise, weil wir keine verlässlichen Informationen mehr bekommen."
Als den Mega-Trend für 2015/16 nannte Plaikner die zunehmende "Mobilisierung des Internets". "Ohne Online geht auch in Österreich gar nichts mehr. Schon jeder dritte Österreicher über 70 ist täglich im Internet. Wer von den Anbietern seine Inhalte nicht auch am Smartphone oder am Tablet zugänglich macht, verliert Marktanteile. Man muss vom mobilen Nutzer ausgehen und die Angebote auf seine Bedürfnisse maßschneidern."
Trotzdem sei das gute alte "Patschenkino" noch sehr lebendig, wie deutsche Daten der täglichen Mediennutzungsdauer trotz des stetigen Vormarsches des Internets zeigen. 208 Minuten werden im Schnitt täglich mit Fernsehen verbracht, 173 mit Radiohören, 107 mit der Internetnutzung, 24 mit anderen Tonträgern, 23 mit der Tageszeitung und 19 Minuten mit Büchern. Intensiv wurde gestern außerdem - nach Bekanntwerden der jahrelangen Manipulationen der Angaben zu Radio-Reichweiten und -Marktanteilen - die Zukunft des Radiotests diskutiert.
Das Interview mit Peter Plaikner finden Sie unter www.videoportal.steiermark.at.
Graz, am 4. Mai 2016
Mag. Ingeborg Farcher unter Tel.: +43 (316) 877-4241, bzw. Mobil: +43 (676) 86664241 und Fax: +43 (316) 877-2294 oder E-Mail: ingeborg.farcher@stmk.gv.at zur Verfügung.
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