Historische Region "Ysterreich" im Blickpunkt
Neue Ausstellung im Steiermärkischen Landesarchiv
Graz (10. September 2019).- Im Steiermärkischen Landesarchiv am Grazer Karmeliterplatz ist in den kommenden Wochen die Ausstellung „Ysterreich im mitteleuropäischen Kontext“ zu sehen. Beim Begriff „Ysterreich“ handelt es sich nicht um eine frühere Schreibweise von Österreich, sondern um eine unter diesem Begriff wenig bekannte historische Landschaft im heutigen Kroatien: Der Großteil Istriens, besonders die Küstenbereiche, war über Jahrhunderte venezianisch und kam erst nach den napoleonischen Kriegen 1815 dauerhaft zum Kaisertum Österreich. Kleinere Teile Istriens inklusive der Hafenstadt St. Veit am Pflaum/Fiume/Rijeka standen allerdings schon seit der Frühen Neuzeit unter habsburgischer Herrschaft, diese Gebiete wurden historisch als „Ysterreich“ bezeichnet.
Um die Lücken in der Forschung zur Geschichte der Region zu schließen, hat die Istrische Archivgesellschaft bereits 2013 das „Projekt Ysterreich“ ins Leben gerufen. Im April 2018 begann dann auch eine Kooperation mit dem Steiermäkischen Landesarchiv - aus gutem Grund: „Auf Grund der langen historischen Verbindung zwischen Istrien und der innerösterreichischen Ländergruppe, die von Graz aus verwaltet wurde, stellt das Steiermärkische Landesarchiv eines der wichtigsten Archive für unser Projekt dar“, erklärt der kroatische Historiker Markus Leideck vom Staatsarchiv Rijeka, der intensiv im Rahmen des Projekts forscht und die Ausstellung kuratiert hat. Innerösterreich als Länderkomplex war im Spätmittelalter im Zuge habsburgischer Erbteilungen 1379 und 1411 entstanden und existierte bis 1457 und nochmals von 1564 bis in die Zeit Maria Theresias. Es umfasste die Kronländer Steiermark, Kärnten, Krain und das Küstenland, Residenzstadt und Verwaltungssitz war Graz. Archivdirektor Gernot Peter Obersteiner, selbst Experte in der Verwaltungsgeschichte von Innerösterreich, zeigt sich sehr erfreut über das Projekt: „Schon die Ergebnisse in der ersten Phase des Projekts beweisen, wie wichtig es ist, die unterschiedlichen Quellen zusammenzutragen. Es hat sich gezeigt, dass die Verbindungen einiger wichtiger steirischer Adelsfamilien, etwa der Herbersteins, mit der Region Ysterreich viel bedeutender waren, als bisher angenommen“, so Obersteiner.
Die Ausstellung präsentiert Schlüsseldokumente und Bilder zu den neuesten Forschungserkenntnissen und schildert auch die Konflikte und Verbindungen zwischen dem venezianischen und dem „ysterreichischen“ Teil von Istrien über die Jahrhunderte hinweg. Zusätzlich ist zur Ausstellung ein dreisprachiges Buch (Kroatisch, Slowenisch und Deutsch) geplant, das erstmals die Verwaltungs- und Justizgeschichte Istriens sowie die vielfältigen Verbindungen zum mitteleuropäischen Raum thematisieren wird. Auch online werden die Forschungsergebnisse ständig präsentiert und so einem größeren Kreis von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern zugänglich gemacht. „Wir hoffen in Zukunft auch auf eine intensivierte Zusammenarbeit mit dem Steiermärkischen Landesarchiv auf diesem Gebiet“, betont Leideck.
Die Ausstellung wurde im Beisein von Nikolaus Hermann, dem kroatischen Honorarkonsul in der Steiermark, eröffnet und ist vorerst bis zum 5. November zu den Öffnungszeiten des Landesarchivs (Montag, Dienstag, Donnerstag 9 bis 15 Uhr, Mittwoch 9 bis 18 Uhr und Freitag 9 bis 12 Uhr) in den Räumlichkeiten am Karmeliterplatz bei freiem Eintritt zu sehen. Zudem ist die Ysterreich-Ausstellung der heurige Beitrag des Steiermärkischen Landesarchivs zur „Langen Nacht der Museen“ am 5. Oktober.
Für Rückfragen steht Landesarchivdirektor Gernot Peter Obersteiner unter 0676-8666 3010 zur Verfügung.
Graz, am 10. September 2019
Martin Schemeth unter Tel.: +43 (316) 877-4204, bzw. Mobil: +43 (676) 86664204 und Fax: +43 (316) 877-2294 oder E-Mail: martin.schemeth@stmk.gv.at zur Verfügung.
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