Naturschutz und Jagd gehen in der Steiermark Hand in Hand: Breiter Schulterschluss für den Erhalt des Luchses
Luchse vor die Linse zu bekommen, stellt aufgrund deren versteckter Lebensweise eine echte Herausforderung dar. Das Land Steiermark stellt sich zusammen mit der Steirischen Landesjägerschaft und weiteren Organisationen dieser speziellen Aufgabe und generiert mithilfe von Wildkameras wichtige Daten zum weiteren Schutz der Tierart. Außerdem zeigen ein Fachvortrag am 18. Juli und eine Broschüre auf, wie dies gelingen soll.
Graz (12. Juli 2024).- Um eine aktuelle Datenlage zu Bestand und Verbreitungsgebiet der europaweit streng geschützten Tierart Luchs in der Steiermark zu schaffen, haben sich unter der Leitung des Naturschutzzentrums Bruck an der Mur die Abteilungen 13 und 10 des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung, die Steirische Landesjägerschaft, die Naturschutzakademie Steiermark sowie die Nationalparke Gesäuse und Kalkalpen in einem Projekt zusammengeschlossen. Projektinhalt ist neben der Bewusstseinsbildung vor allem das Monitoring, welches von der Arbeitsgemeinschaft Gerngross & Weingarth-Dachs durchgeführt wird.
„Wie bei den anderen faszinierenden Arten in unserer heimischen Natur brauchen wir auch beim Luchs verlässliche Daten“, betont Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau. „Darauf baut das notwendige Wildmanagement in unserer Kulturlandschaft auf, das selbstverständlich auch die Wechselwirkungen zwischen den Arten in unseren sensiblen Ökosystemen berücksichtigt."
„Der Luchs stellt als Teil unserer heimischen Fauna eine Bereicherung für die Biodiversität dar und trägt als Jäger von Rehen und Gämsen wesentlich zum ökologischen Gleichgewicht in Wäldern bei“, macht Naturschutzlandesrätin Ursula Lackner auf die wichtige Stellung des Luchses in der Nahrungskette aufmerksam. „Mit dem Monitoring-Projekt und dem breiten Schulterschluss mit unseren Partnern schaffen wir notwendiges Grundlagenwissen, um die Art in weiterer Folge so gut wie möglich schützen zu können.“
„Die Steiermark zeichnet sich durch ihre einzigartige und vielfältige Kulturlandschaft aus. Diese haben wir all jenen zu verdanken, die unsere Böden und unsere Naturräume bewirtschaften – in der Land- und Forstwirtschaft aber auch in der Jagd. Wir alle bemühen uns dabei um eine möglichst naturnahe Bewirtschaftung und ein gutes Miteinander zwischen den unterschiedlichen Naturraumnutzern aber auch zwischen Wild- und Nutztieren. Um einen verantwortungsvollen Umgang mit unterschiedlichen Interessen auch in Zukunft zu gewährleisten, braucht es zuallererst eine solide Datengrundlage. Daher setzen wir auf ein genaueres Monitoring von Luchsen und Rissschäden, um potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und entsprechend handeln zu können. Die Land- und Forstwirtschaft und die Jagd sind wichtige Kooperationspartnerinnen, daher gilt es Herausforderungen auch gemeinsam zu lösen“, sagt Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer.
Wildkameras an neuralgischen Stellen
In enger Zusammenarbeit mit Grundbesitzerinnen und Grundbesitzern und Jagdausübungsberechtigten und mit Unterstützung durch das Technische Büro für Forst- und Jagdwirtschaft/Johann Fraiß werden in den Bezirken Liezen, Leoben, Bruck-Mürzzuschlag, Murtal und Murau Wildkameras an systematisch ausgewählten Plätzen aufgestellt, um Fotos von Luchsen zu generieren. Mit diesen Bildern kann das Expert:innen-Team anhand der Fellmusterung einzelne Luchsindividuen bestätigen und ihre Anwesenheit räumlich und zeitlich einordnen. Bis Ende 2024 wird so auf Basis dieser breiten Zusammenarbeit evidenzbasiert das Vorkommen des Luchses in der Steiermark dargestellt.
Fünf Luchse durch das Monitoring in der Steiermark dokumentiert
Der Eurasische Luchs zählt zu den am weitesten verbreiteten Katzenarten. Sein großräumiges Verbreitungsgebiet erstreckt sich über weite Teile von Russland, Zentral- und Südwestasien bis nach Europa. In großen Teilen Europas wurde der Luchs stark dezimiert und kommt vor allem im westlichen Mitteleuropa nur fragmentarisch vor.
Luchse haben große Streifgebiete und sind großräumig auch über Landesgrenzen hinweg unterwegs. In den Nördlichen Kalkalpen entlang der Grenze der Steiermark zu Ober- und Niederösterreich kommen derzeit sieben Luchse vor. Davon konnten zwei Luchse, die bereits aus dem Bereich des NP Kalkalpen bekannt sind, im Grenzgebiet Oberösterreich-Steiermark regelmäßig durch das Monitoring dokumentiert werden. Zwei weitere Individuen konnten weiter östlich im Bereich Wildalpen, bis Mariazell in der Steiermark regelmäßig nachgewiesen werden. Zusätzlich ist eine Luchsin aus Italien eingewandert, die zuletzt im Bereich von Murau unterwegs war. Aktuell sind also fünf Luchse auf steirischem Boden dokumentiert.
Einbindung aller betroffener Akteure als Erfolgsstrategie
Die Rückkehr des Luchses bringt auch Herausforderungen mit sich, insbesondere in Bezug auf die Koexistenz mit Menschen in intensiv genutzten Naturräumen. Im Vergleich zu anderen Beutegreifern gestaltet sich das Zusammenleben mit Luchsen jedoch weitgehend unproblematisch. Wesentlich für ein gutes Gelingen ist jedoch die Einbindung und Zusammenarbeit mit den direkt betroffenen Akteuren – mit der Jagd, den Grundeigentümerinnen und Grundeigentümern und den Landwirtinnen und Landwirten.
Kooperationen sind wichtig für die Zukunft
Für den Luchs gilt, was auch für alle anderen faszinierenden Wildarten in den steirischen Wildlebensräumen gilt: Die enge Zusammenarbeit zwischen Jagd, Forschung und Naturschutz beim Thema Luchs ist die unverzichtbare Basis, um sowohl das ökologische Gleichgewicht langfristig zu sichern als auch die Artenvielfalt zu erhalten.
Fachvortrag und Broschüre informieren über Projekt und Luchs im Allgemeinen
Um den Steirerinnen und Steirern die Tierart Luchs näher zu bringen und sie am Projekt teilhaben zu lassen, findet für alle Interessierten am 18. Juli von 17 bis 18 Uhr ein Fachvortrag zum Thema statt. Das Webinar, welches von der Naturschutz Akademie Steiermark organisiert wird, informiert über wildbiologische Grundlagen des Luchses, Lebens- und Verhaltensweisen sowie Habitatansprüche. Lektionen, die man aus bereits durchgeführtem Monitorings ziehen kann, sowie der aktuelle Status des Luchses in der Steiermark werden behandelt. Das Zusammenspiel von Jagd und Naturschutz in Verbindung mit Konfliktmanagement und Öffentlichkeitsarbeit sind weitere wichtige Themen. Anmeldungen sind unter https://www.naturschutzakademie.com/programm.php?id=2917 noch bis Dienstag, 16. Juli möglich.
Ergänzt wird die Informationsveranstaltung durch eine im Rahmen des oben genannten Projektes entstandene Broschüre der Steirischen Landesjägerschaft, die als Informationsquelle eine wesentliche Rolle innerhalb der Jagd – aber auch darüber hinaus – einnehmen wird. Sie ist ab sofort unter https://www.jagd-stmk.at/projekte/der-luchs-in-der-steiermark/ abrufbar.
Rückfragehinweise:
- H. Michael Samec | Büro Landesrätin Lackner | Tel: +43 676 8666 2762 | E-Mail: heinz.samec@stmk.gv.at
- Maximilian Gutjahr | Büro Landesrätin Schmiedtbauer | Tel: +43 676 8666 4105 | E-Mail: maximilian.gutjahr@stmk.gv.at
Graz, am 12. Juli 2024
Martin Schemeth unter Tel.: +43 (316) 877-4204, bzw. Mobil: +43 (676) 86664204 und Fax: +43 (316) 877-2294 oder E-Mail: martin.schemeth@stmk.gv.at zur Verfügung.
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