Zum Tod von Barbara Frischmuth: Trauer um die „große literarische Stimme der Steiermark“
Die Ehrenringträgerin des Landes Steiermark verstarb 83-jährig in Altaussee


Graz (31. März 2025).- Jahrzehntelang war Barbara Frischmuth eine bedeutende Stimme der Steiermark. Die vielfache Literaturpreisträgerin und Trägerin des Ehrenrings des Landes Steiermark, ist 83-jährig am Sonntag (30.03.2025) in Altaussee verstorben. Ihr letztes Buch mit dem poetischen Titel „Die Schönheit der Tag- und Nachtfalter“ ist erst vor wenigen Wochen erschienen.
Frischmuth, die ihr literarisches Debüt 1968 mit dem Roman „Die Klosterschule“ feierte, war in den vergangenen fünf Jahrzehnten eine der großen literarischen Stimmen des Landes, die mit zahlreichen Preisen – darunter dem Anton Wildgans-Preis, dem Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur und dem Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln – ausgezeichnet wurde. Ihre Heimat, die Steiermark, würdigte die Schriftstellerin vielfach – unter anderem bereits 1973 mit dem Literaturpreis des Landes Steiermark, dem Josef Krainer-Preis, dem Ehrenring des Landes Steiermark (2019) sowie zuletzt im Vorjahr mit dem Ehrenzeichen für Wissenschaft, Forschung und Kunst.
Landeshauptmann Mario Kunasek: „Mit dem Ableben von Barbara Frischmuth verliert die Steiermark eine bedeutende Persönlichkeit unseres Landes. In vielen Bereichen ihres schriftstellerischen Wirkens war sie Vorreiterin und zeitlebens dafür bekannt, Brückenbauerin zu anderen Kulturen zu sein. Sowohl national als auch international wurde sie dafür mit zahlreichen Preisen und Ehrungen gewürdigt. Das Land Steiermark wird ihr stets ein ehrendes Andenken bewahren.“
Landeshauptmann-Stellvertreterin Manuela Khom trauert um Frischmuth und würdigt ihre herausragenden Lebensleistungen: „Barbara Frischmuth war an vielen Orten dieser Welt, blieb ihrer Heimat, dem Ausseerland, aber immer verbunden. Sie schrieb Geschichten nieder, wie es nur wenige vermögen. Ihre Werke waren eine Bereicherung für die Steiermark und weit darüber hinaus. Barbara Frischmuths literarisches Schaffen sowie das Übersetzen von Literatur aus anderen Sprachen war ein außerordentlich wertvoller Beitrag zum gegenseitigen Verständnis der Menschen und ein Dolmetschen zwischen kulturellen Identitäten. Besonders bleibt mir in Erinnerung, als sie einmal sagte, sie sei eine ,geborene‘, aber keine ,radikale‘ Feministin ohne ideologischen Hintergrund. Dieses Lebenswerk strahlte beständig auf ihre und auf unsere steirische Heimat zurück und hat uns immer stolz gemacht. Ihr bemerkenswertes Schaffen bleibt bestehen und wird auch über ihren Tod hinaus für große Aufmerksamkeit und Anerkennung sorgen. Meine aufrichtige Anteilnahme gilt der gesamten Trauerfamilie.“
Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl würdigt das Leben und das Werk der Verstorbenen: „Ihre Romane, Erzählungen, Theaterstücke und ihre Geschichten zum Hören, zum Lesen und zum Schauen sind gewichtige Teile der österreichischen Literaturlandschaft, sie prägen die österreichische Kulturlandschaft und wirken weit über die Grenzen hinaus. Ihr Verlust hinterlässt gleichermaßen eine Lücke, denn mit ihrer unverwechselbaren Stimme und ihrem tiefen Verständnis für die menschliche Seele hat sie generationenübergreifend – nicht nur literaturaffine – Menschen inspiriert. Barbara Frischmuth war nicht nur eine Meisterin der Sprache, sondern auch eine gesellschaftspolitische Übersetzerin zwischen den Kulturen und vor allem für eine Kultur des Miteinander. Ihre Werke, die oft von interkulturellen Begegnungen und einem feinen Gespür für gesellschaftlich relevante Themen geprägt waren, bleiben ein wertvoller Schatz unseres kulturellen Erbes. Mein Mitgefühl gilt in diesen schweren Stunden ihrer Familie, ihren Freundinnen und Freunden und all ihren Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern. Ihr literarisches Vermächtnis möge uns weiterhin inspirieren, und ihre Offenheit und Toleranz ein lehrender Begleiter sein.“
Barbara Frischmuth wurde am 5. Juli 1941 in Altaussee geboren. Einen Teil ihrer Kindheit verbrachte Barbara Frischmuth in Altaussee, wo sie bei ihrer Mutter, die einen Hotelbetrieb führte, aufwuchs. Frischmuth besuchte das Gymnasium der Kreuzschwestern in Gmunden. Später übersiedelte sie mit ihrer Mutter nach Graz, wo sie am Pestalozzi-Gymnasium maturierte. Frischmuth studierte Türkisch und Ungarisch in Graz und später Orientalistik.
Inspiriert u.a. von H.C. Artmann, wurde Frischmuth hauptberuflich Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wurde 1962 Mitglied der Grazer Gruppe und kam in Kontakt zum Forum Stadtpark, dessen Gründungsmitglied sie wurde. Mehrere Auslandsaufenthalte führten sie in die Türkei, insbesondere nach Erzurum, wo sie studierte, aber auch nach Ägypten, England, China, Japan und die USA. Nach Jahren in Niederösterreich kehrte Barbara Frischmuth 1999 dauerhaft in ihre Heimat des Ausseerlandes zurück, wo sie insbesondere die Natur und der Garten zu intensiver literarischer Tätigkeit anregten, sie aber auch als Kolumnisten immer wieder zu aktuellen Fragen der Zeit kritisch Stellung genommen hat.
Die Weite ihres Denkens und Schaffens machte freilich weder an der Grenze des Gartens noch an jenen des Salzkammergutes Halt: In ihren mehr als 40 Romanen und Erzählbänden blickte Frischmuth stets staunend auf die Welt, beglückte die Literaturwelt aber auch mit Drehbüchern zu Filmen und TV-Serien, das hörende und sehende Publikum mit wunderbaren Hörspielen und Theaterstücken sowie die Leserinnen und Leser von morgen mit preisgekrönten Kinder- und Jugendbüchern.
Graz, am 31. März 2025
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